Markgräfin Wilhelmine zählte ohne Zweifel zu den bedeutendsten Frauengestalten des 18. Jahrhunderts. Anders als etwa die Zarin Elisabeth oder Maria Theresia feierte Wilhelmine ihre Erfolge nicht im Feld der Politik, sondern im Bereich des Geistes und der Künste. Wilhelmine wurde die Repräsentantin einer Epoche im Umbruch, der Zeit der Aufklärung.
Prinzessin Wilhelmine im Alter von
zwei Jahren
Antoine Pesne, um 1711
Prinzessin Friederike Sophie Wilhelmine kam am 3. Juli 1709 als Tochter des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. von Preußen und seiner Gattin Sophie Dorothea aus dem Hause Hannover zur Welt. Sie war die älteste von zehn Geschwistern; ihr drei Jahre jüngerer Bruder und Kronprinz Friedrich erhielt als König den Beinamen "der Große".
Bald nach der Geburt Wilhelmines hatte die Königin den gleichaltrigen Sohn ihres Bruders als zukünftigen Gemahl für ihre Tochter ins Auge gefasst. Das Hannoveraner Haus schien in der nahen Zukunft den englischen Thron zu übernehmen, und diese Verbindung sollte dazu führen, dass Wilhelmine Königin von England würde. Doch es sollte anders kommen. Der englische Hof hielt sich über zwei Jahrzehnte mit einer klaren Zustimmung zur Heirat zurück. Über die Heiratsfrage kam es zu erheblichen Spannungen zwischen Wilhelmines Eltern, da die Meinung des von seinem Umkreis oft eigennützig beratenen Königs meist von der seiner ehrgeizigen Gattin abwich.
Erbprinz Friedrich von Bayreuth
Antoine Pesne, um 1731
Schließlich, als alle Heiratspläne stagnierten, einigte man sich auf den Bayreuther Erbprinzen Friedrich (1711-1763). Man versuchte die kleine fränkische Markgrafschaft, die in der Vergangenheit politisch zum österreichischen Lager abzudriften drohte, wieder enger an die gemeinsame Wurzel zu binden.
Der erste Eindruck von der Bayreuther Markgrafschaft, den Wilhelmine nach dem Passieren der Grenze empfing, war verheerend. Als sie schließlich in Bayreuth ankam, wuchs die Enttäuschung noch. Denn das Bayreuther Schloss entsprach so gar nicht dem, was sie aus Berlin gewohnt war. Dennoch hatte sie mit ihrem Gemahl Glück, denn sie teilten viele Interessen im Bereich Kunst und Kultur. Am 30. August 1732 wurde Wilhelmines einziges Kind, ihre Tochter Elisabeth Friederike Sophie (1732-1789), geboren.
Wilhelmine von Bayreuth
Jean-Étienne Liotard, 1745
Wilhelmine führte eine aufwendige Hofhaltung und verwirklichte sich in zahlreichen Bauprojekten und Umgestaltungsmaßnahmen – im Innen- wie im Außenbereich. Das Bayreuth des 18. Jahrhunderts mit seinen reizvollen Schlössern und Parks ist weitgehend ihr Werk. Sie schuf sich einen repräsentativen Ort, nach ihren Bedürfnissen und künstlerischen Vorlieben. Die Markgräfin betätigte sich mit großem Talent in allen Bereichen der Kultur: Sie malte, komponierte, verfasste Bühnenwerke, trat als Schauspielerin auf und führte Regie. Ihr ausgeprägtes kulturelles Interesse zeigt sich auch in einigen ihrer Bauprojekte: neben dem Bau des Markgräflichen Opernhauses und von zwei Freilichttheatern im Hofgarten Eremitage und im Felsengarten Sanspareil gehen auch der Umbau des Erlanger Opernhauses und die Sanierung des Bayreuther Redoutenhauses auf ihre Initiative zurück.
Historisch gesehen ist Bayreuth durch das Wirken der Markgräfin Wilhelmine ein Markstein der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte geworden. Sie starb im Alter von 49 Jahren am 14. Oktober 1758 und wurde in der Schlosskirche beigesetzt.
„(…) das Wasser schiene in lauter Feuer verwandelt zu seyn“ – Die spektakulären Geburtstagsfeste der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth
(Beitrag aus unserem Schlösserblog)
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