Der Ausbau des 1664 gegründeten Tiergartens zu einer Eremitage begann 1715 unter Markgraf Georg Wilhelm (reg. 1712-26) mit dem Bau eines Sommerschlosses als Mittelpunkt. Die Vierflügelanlage von Johann David Räntz war ursprünglich an drei Seiten von einem geschnittenen Lindensaal umgeben. Vor dem Festsaal lag ein Parterre, daran anschließend erstreckte sich eine Kaskade bis zum Roten Main hinab.
Wege führten am bewaldeten Nordhang zu verstreut liegenden Eremitenhäuschen, in die sich die "Einsiedler" zur inneren Einkehr zurückzogen. Die Zufahrtsallee zielt auf einen künstlichen Berg, den Parnass. Von dort zweigt rechtwinklig ein Laubengang zum Schloss ab. Die Eremitage war von Markgraf Georg Wilhelm als Ort der theaterhaften Imitation des Eremitenwesens konzipiert worden. Der markgräfliche Hof ahmte hier das "einfache Leben" eines Eremitenordens nach.
Im ausgedehnten Waldgelände der Bayreuther Eremitage durchzogen – ein nahezu singulärer Fall in einer barocken Anlage aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts – wie in den späten englischen Landschaftsgärten schon damals einzelne Wege in unregelmäßigen Krümmungen das ausgedehnte Gelände im Mainknie.
Dass dies von Anfang an so war, bezeugen die sieben Einsiedeleien für die höfischen Eremiten, die verstreut am Nordhang lagen, ohne dass diese in ein axiales Verhältnis gesetzt waren, weder untereinander noch alle zusammen zum Schloss. Jede dieser Einsiedeleien war anders und, wie es scheint, völlig willkürlich orientiert. Auch waren die Wege zu den Einsiedeleien – in der ältesten Beschreibung der Eremitage von 1723 ist von "Pfaden" die Rede – wiederum in unregelmäßigen Krümmungen geführt.
Mit der architektonischen Gartenkunst Frankreichs hat dies alles so gut wie nichts zu tun, dafür umso mehr mit den neuen und revolutionären Prinzipien des englischen Landschaftsgartens. Das Erstaunliche daran ist der frühe Zeitpunkt, zu dem sich hier zentrale Vorstellungen des Landschaftsgartens (fast gleichzeitig wie im Ursprungsland England) zum ersten Mal zeigen.
Entscheidend für die weitere Entwicklung der Eremitage war das Leben und Wirken der Markgräfin Wilhelmine, die die Eremitage 1735 von ihrem Ehemann Markgraf Friedrich zum Geschenk erhielt. Das Alte Schloss wurde erweitert und es entstanden mehrere von Wasser und Architektur bestimmte Gartenteile, wie die Untere Grotte und das Orangeriegebäude (heute Neues Schloss) mit dem Großen Bassin.
Wilhelmine griff bei der Erweiterung des Parks auf traditionelle Gartenelemente wie Boskette, Laubengänge und Wasserspiele zurück. Mit der freien Anordnung der einzelnen Gartenbereiche, dem Fehlen einer dominierenden Mittelachse und der Unabhängigkeit der einzelnen Quartiere voneinander rückt sie deutlich von barocker Gartentradition ab. Auch künstliche Ruinen wie das Ruinentheater oder die Eremitage des Markgrafen tragen dazu bei, der Eremitage eine Sonderstellung unter den Gartenanlagen des 18. Jahrhunderts zu geben.
Nach dem Tod der Markgräfin 1758 und besonders nach der Auflösung des Markgrafentums 1791 verfiel das Gartenkunstwerk. Regelmäßige Anlagen, Gitterwerk, Vasen und sonstiges Zierwerk wurden abgeräumt. Teilbereiche wurden verkauft. 1823 bis 1837 verbrachte Herzog Pius von Bayern die Sommermonate in der Eremitage und ließ den Eremitengedanken für kurze Zeit wieder aufleben und die Einsiedelei-Kapelle neben dem Ruinentheater errichten. König Ludwig II. wohnte bei seinen Besuchen der Festspiele Richard Wagners in der Eremitage.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem auch das Neue Schloss stark beschädigt wurde, erfolgten umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten. Die meisten der veräußerten Grundstücke konnten zurückgekauft und verloren gegangene Parkteile wiederhergestellt werden. So wurden der Kanalgarten rekonstruiert, die um 1800 verschüttete Kaskade ausgegraben und restauriert und das Gitterwerk am Großen Bassin nachgebaut. Die nach Grundsätzen des 18. Jahrhunderts zusammengestellten Sommerblumenrabatten und die zahlreichen im Sommer aufgestellten Kübelpflanzen lassen die Besucher den 49 ha großen Garten weitgehend in seinem früheren Erscheinungsbild erleben.
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