Die Gegend um die mittelalterliche Burg Zwernitz zwischen Bayreuth und Bamberg diente seit frühen Zeiten der markgräflichen Jagd. Doch erst 1744 entstand der Plan, an diesem abgelegenen Platz so etwas wie einen Wundergarten anzulegen.
Von 1744 bis 1748 herrschte rege Bautätigkeit, da man den natürlich gewachsenen Felsenhain bis zur Hochzeit der Tochter Friederike mit einem kleinen Schlösschen, einem Belvedere, einem Ruinentheater und anderen Staffagen ausschmücken wollte.
Das Belvedere auf dem Äolusfelsen
kolorierter Kupferstich, 1793
© Staatsbibliothek Bamberg, Foto: G. Raab
Beim Anblick des Felsengartens soll eine Hofdame 1746 ausgerufen haben: "Ah, c'est sans pareil" – "Das ist ohnegleichen!", worauf Markgraf Friedrich im selben Jahr die Umbenennung des Ortes Zwernitz in Sanspareil anordnete. Und in der Tat ist diese Bezeichnung für den Felsengarten sehr treffend. Einzelne geometrische Gartenbezirke waren eingebettet in eine beinahe naturbelassene Waldumgebung, die durch bizarre Felsformationen geprägt ist.
Auf einigen der Felsen wurden exotisch anmutende Häuschen und ländliche Hütten gebaut, die als Rückzugsorte in der "Eremitage Sanspareil" dienten. Viele dieser Bauten verfielen im Laufe der Zeit oder wurden im 19. Jahrhundert "auf Abbruch" verkauft.
Heute noch vorhanden ist dagegen das Ruinentheater – eine Mischung aus Grotte und Ruine. Der Zuschauerraum befindet sich unter einem mächtigen natürlichen Felsenbogen; der Orchestergraben, die Kulissenbögen und die Rückwand sind aus Bruchsteinen gemauert.
"Hinter diesem Wunderbogen aber sieht man das Theater, wie aus Felsen erwachsen, und von der Hand der Kunst verschönert und berichtigt … Das Ganze macht in seiner Lage, Form und Anordnung einen mächtigen und unbeschreiblichen Eindruck …"
(Aus einer Reisebeschreibung von 1812)
Um 1748 wurden Höhlen und Felsen von der Markgräfin Wilhelmine nach einem französischen Erziehungsroman als Orte der Telemachie gedeutet – Stationen des Lebens von Telemach, dem Sohn des Odysseus, der nach einer Reihe von Prüfungen und Abenteuern schließlich zur Läuterung gelangt. Die Namen einzelner Felspartien wie zum Beispiel Kalypsogrotte und Mentorsgrotte weisen noch heute auf das literarische Programm von Sanspareil hin.
Von besonderem Reiz ist auch der Morgenländische Bau, der als ländliche Eremitage diente. Sein mit Glasflüssen und Tuffstein verziertes Äußeres vermittelt einen märchenhaften, orientalischen Eindruck. Im Kontrast hierzu steht das Innere, welches nur sparsam mit Stuckaturen im Stile des Bayreuther Rokoko ausgestattet wurde. Ungewöhnlich ist, dass die Räume um einen kleinen offenen Hof gruppiert sind, in dem gewissermaßen als natürliches Herz des von Menschen geschaffenen Bauwerks eine alte Buche aufragt.
"Ein kleiner Abstecher nach Sanspareil hat mich am Schreiben gehindert. Die Lage des Ortes, an dem wir waren, ist einzig. Die Natur selbst war die Baumeisterin. Die dort aufgeführten Gebäude sind von sonderbarem Geschmack. Alles ist ländlich und bäuerisch. Wir hatten eine recht gute Gesellschaft, und aller Zwang war verbannt."
(Aus einem Brief der Markgräfin Wilhelmine, 1749)
360 Grad-Aufnahmen von zwei Räumen ermöglichen Ihnen einen Einblick in das Innere des Morgenländischen Baus (Foto: Walter Oetter).
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